Weit draußen im Meere ist das Wasser so blau wie die Blütenblätter der
schönsten Kornblume, und so klar wie das reinste Glas.
Dort unten wohnt das Meervolk.
Da waren sechs prächtige Kinder, aber die jüngste war die schönste von
allen.
Ihre Haut war so klar und zart wie ein Rosenblatt, ihre Augen so
blau wie die tiefste See, aber ebenso wie alle die anderen hatte sie
keine Füße.
Ihr Körper endete in einem Fischschwanz.
Keine war so sehnsuchtsvoll, wie die Jüngste, gerade sie, die am
längsten Zeit zu warten hatte
und die so still und gedankenvoll war.
Manche Nacht stand sie am offenen Fenster und sah hinauf durch das
dunkelblaue Wasser,
wo die Fische mit ihren Flossen und Schwänzen
einherruderten.
Mond und Sterne konnte sie sehen; zwar leuchten sie
nur ganz bleich,
aber durch das Wasser sahen sie viel größer aus, als
für unsere Augen.
In mancher Abendstunde faßten sich die fünf Schwestern an den Händen und
stiegen in einer Reihe über das Wasser hinauf.
Herrliche Stimmen hatten
sie, schöner als irgendein Mensch, und wenn dann ein Sturm heraufzog,
so daß sie annehmen konnten, daß Schiffe untergehen würden, so schwammen
sie vor den Schiffen her und sangen so wundersam, wie schön es auf dem
Meeresgrunde sei.
Sie tauchte tief unter das Wasser, stieg wieder empor zwischen den Wogen
und gelangte so zuletzt zu dem jungen Prinzen hin, der kaum mehr in der
stürmischen See schwimmen konnte, seine Arme und Beine begannen zu
ermatten, die schönen Augen schlossen sich, und er wäre gestorben, wenn
nicht die kleine Seejungfer dazu gekommen wäre.
Und er küßte ihren roten Mund, spielte mit ihren langen Haaren und legte
sein Haupt an ihr Herz, das von Menschenglück und einer unsterblichen
Seele träumte.
(Hans Christian Andersen, Die kleine Seejungfer)
Märchenhaft geht die Fotoaktion in die zweite Runde. Diesmal mit den außergewöhnlichen Bildern von
Noémi Mimigraphie. Hier gehts zu ihrem
Blog.
Wenn ihr auch bei der
Fotoaktion mitmachen möchtet,
schreibt mir einfach eine Mail an schoene.n.welt@gmail.com