Freitag, 27. Juli 2012

Literarische Rezepte - Prousts Madeleines

"Sie ließ daraufhin eines jener dicklichen, ovalen Sandtörtchen holen, die man „Petites Madeleines“ nennt und die aussehen, als habe man dafür die gefächerte Schale einer Jakobs-Muschel benutzt. Gleich darauf führte ich, ohne mir etwas dabei zu denken, doch bedrückt über den trüben Tag und die Aussicht auf ein trauriges Morgen, einen Löffel Tee mit einem aufgeweichten kleinen Stück Madeleine darin an die Lippen. In der Sekunde nun, da dieser mit den Gebäckkrümeln gemischte Schluck Tee meinen Gaumen berührte, zuckte ich zusammen und war wie gebannt durch etwas Ungewöhnliches, das sich in mir vollzog. Ein unerhörtes Glücksgefühl, das ganz für sich allein bestand und dessen Grund mir unbekannt blieb, hatte mich durchströmt. Es hatte mir mit einem Schlag, wie die Liebe, die Wechselfälle des Lebens gleichgültig werden lassen, seine Katastrophen ungefährlich, seine Kürze imaginär, und es erfüllte mich mit einer köstlichen Essenz; oder vielmehr: diese Essenz war nicht in mir, ich war sie selbst. Ich hatte aufgehört mich mittelmäßig, zufallbedingt, sterblich zu fühlen. Woher strömte diese mächtige Freude mir zu? Ich fühlte, daß sie mit dem Geschmack des Tees und des Kuchens in Verbindung stand, daß sie aber weit darüber hinausging und von ganz anderer  Wesensart sein mußte."
(Marcel Proust, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit.)


190g Zucker
3 Eier
75 ml Milch
1/2 Tl Backpulver
90g Butter
Vanille- oder Zitronenaroma

*Den Zucker mit dem Aroma, den Eiern und der Hälfte der Milch schaumig schlagen.

*Mehl und Backpulver miteinander vermischen und unter Rühren nach und nach der Eier-Milch-Mischung hinzugeben.

*Die Butter schmelzen und in der Madeleine-Form verteilen.

*Den Teig in die Form geben und auf der unteren Schiene bei 200-220° etwa 15 min. backen.

*Die warmen Madeleines aus der Form stürzen und auf einem Gitterrost abkühlen lassen.

Dazu eine Tasse Lindenblütentee trinken und euphorisch in der Vergangenheit schwelgen.

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