Samstag, 28. Juli 2012

"You should date a girl who reads..."

Im Internet kursiert schon seit dem vorigen Jahr dieser Text, den Rosemarie Urquico als Antwort auf Charles Warnkes "You should date an illiterate girl" verfasste. Hier ein Auszug daraus:

If you find a girl who reads, keep her close. When you find her up at 2 AM clutching a book to her chest and weeping, make her a cup of tea and hold her. You may lose her for a couple of hours but she will always come back to you. She’ll talk as if the characters in the book are real, because for a while, they always are.
You will propose on a hot air balloon. Or during a rock concert. Or very casually next time she’s sick. Over Skype.

You will smile so hard you will wonder why your heart hasn’t burst and bled out all over your chest yet. You will write the story of your lives, have kids with strange names and even stranger tastes. She will introduce your children to the Cat in the Hat and Aslan, maybe in the same day. You will walk the winters of your old age together and she will recite Keats under her breath while you shake the snow off your boots.

Date a girl who reads because you deserve it. You deserve a girl who can give you the most colorful life imaginable. If you can only give her monotony, and stale hours and half-bakeds then you’re better off alone. If you want the world and the worlds beyond it, date a girl who reads.(Rosemarie Urquico)

Die vollständigen Texte von Rosemarie Urquico und Charles Warnke gibt es hier.

Freitag, 27. Juli 2012

Papierblumen falten (Kusudama)

Man nehme quadratisches Blatt Papier (hier etwas kleiner als ein normaler Notizzettel).
Der Anfang ist ganz ähnlich wie die Leseecken.








 Und was hat das alles mit Büchern zu tun?




Literarische Rezepte - Prousts Madeleines

"Sie ließ daraufhin eines jener dicklichen, ovalen Sandtörtchen holen, die man „Petites Madeleines“ nennt und die aussehen, als habe man dafür die gefächerte Schale einer Jakobs-Muschel benutzt. Gleich darauf führte ich, ohne mir etwas dabei zu denken, doch bedrückt über den trüben Tag und die Aussicht auf ein trauriges Morgen, einen Löffel Tee mit einem aufgeweichten kleinen Stück Madeleine darin an die Lippen. In der Sekunde nun, da dieser mit den Gebäckkrümeln gemischte Schluck Tee meinen Gaumen berührte, zuckte ich zusammen und war wie gebannt durch etwas Ungewöhnliches, das sich in mir vollzog. Ein unerhörtes Glücksgefühl, das ganz für sich allein bestand und dessen Grund mir unbekannt blieb, hatte mich durchströmt. Es hatte mir mit einem Schlag, wie die Liebe, die Wechselfälle des Lebens gleichgültig werden lassen, seine Katastrophen ungefährlich, seine Kürze imaginär, und es erfüllte mich mit einer köstlichen Essenz; oder vielmehr: diese Essenz war nicht in mir, ich war sie selbst. Ich hatte aufgehört mich mittelmäßig, zufallbedingt, sterblich zu fühlen. Woher strömte diese mächtige Freude mir zu? Ich fühlte, daß sie mit dem Geschmack des Tees und des Kuchens in Verbindung stand, daß sie aber weit darüber hinausging und von ganz anderer  Wesensart sein mußte."
(Marcel Proust, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit.)


190g Zucker
3 Eier
75 ml Milch
1/2 Tl Backpulver
90g Butter
Vanille- oder Zitronenaroma

*Den Zucker mit dem Aroma, den Eiern und der Hälfte der Milch schaumig schlagen.

*Mehl und Backpulver miteinander vermischen und unter Rühren nach und nach der Eier-Milch-Mischung hinzugeben.

*Die Butter schmelzen und in der Madeleine-Form verteilen.

*Den Teig in die Form geben und auf der unteren Schiene bei 200-220° etwa 15 min. backen.

*Die warmen Madeleines aus der Form stürzen und auf einem Gitterrost abkühlen lassen.

Dazu eine Tasse Lindenblütentee trinken und euphorisch in der Vergangenheit schwelgen.

Donnerstag, 26. Juli 2012

Ursula Poznanski - Fünf

Der erste Satz: "Die Stelle an der sich sein linkes Ohr befunden hatte, pochte im Rhythmus seines Herzschlags"

Auf einer Weide wird im Nebel des Morgengrauens eine gefesselte Frauenleiche gefunden, die scheinbar von einen Felsen heruntergestoßen wurde. Doch was den Ermittlern Beatrice Kaspary und Florin Wenninger kopfzerbrechen bereitet, sind die Zahlenkombinationen, die der fremden Frau noch vor ihrem Tod auf die Fußsohlen tatowiert wurden.
Bald stellt sich heraus, dass es sich um Koordinaten handelt, die die beiden Kollegen zu einem morbiden Geocaching herausfordern. Denn in den Verstecken finden sie Leichenteile und immer mehr Menschen verschwinden...

Zunächst bin ich etwas skeptisch an das Buch herangegangen, da ich die Befürchtung hegte, dass dieses Thema etwas zu speziell für einen Nicht-Geocoacher wie mich sein könnte.
Das war allerdings überhaupt nicht der Fall. Schon von Beginn an wird man in die Regeln und Begriffe des Geocachings eingeführt, ohne dass lange Erklärungen die Handlung stocken lassen. Im Gegenteil, ich habe diese Infos gerne gelesen und habe richtig Lust, das mit dem Geocachen selbst mal auszuprobieren.

Die Ermittler tappen im Laufe der Erzählung lange im Dunkeln, während der Täter sein Spiel mit der Polizei spielt. Auch als Leser fiebert man bis zum Schluss mit, welche Zusammenhänge zwischen dem Täter und den Opfern bestehen, welches Motiv hinter den Taten steckt und auch wer letztlich der Täter ist bleibt lange unklar.

Sowohl die originelle Handlung, als auch die Protagonisten sind angenehm klischeefrei.
Naja fast.
Kein Thriller ohne den geschiedenen Ermittler, der zuviel Kaffee trinkt.. Doch auch den Nebenstrang, der Beas Geschichte und ihr Privatleben als alleinerziehende Mutter erzählt, habe ich gern mitverfolgt.

Ein sehr gut gelungender Thriller, der ohne die gängigen Prototypen und Cliffhänger auskommt und dennoch (oder gerade deshalb) extrem spannend und fesselnd ist - wie sagt man so schön - von der ersten bis zur letzten Seite.


Donnerstag, 19. Juli 2012

Zu Besuch bei... Sherlock Holmes

Sherlock Holmes? In der tiefsten Eifel?
Vor drei Wochen ging's trotz Regenvorhersage zum Kriminalhaus nach Hillesheim in der Eifel, mit reichlich Futter und Blutsommer von Rainer Löffler für die zweistündige Zugfahrt in der Tasche.
Wer wie wir kein Auto hat, muss von Köln aus erstmal in den Eifel-Express steigen und nach Oberbettingen-Hillesheim fahren. Nach der Erkenntnis, dass dieser Ort noch 6,6 km vom Hillesheim entfernt ist und dort nur ein Bus am Tag hinfährt hab ich schon bei der ersten "Abkürzung" im Ameisenhaufen gestanden. Nach den ersten Schrecken haben wir uns auf den wirklich schönen Fußweg gemacht, an Feldern, Bächen, Wäldern und Seen vorbei. Der Weg endet irgendwann tatsächlich gleich vor dem Kriminalhaus.

Zuerst haben wir uns im Krimi-Archiv umgeschaut und uns auf den unglaublich gemütlichen alten Polstermöbeln ausgeruht. Hier gibt es laut Homepage etwa 26.000 Bände von Krimis aller Art. Diese kann man hier weder kaufen noch ausleihen, da es sich um eine reine Präsenzbibliothek handelt. Wer aber mehr Zeit mitbringt kann es sich hier zum Schmökern richtig gemütlich machen. 



 Besonders gut gefallen haben mir die skurrilen Heftchen "Krimi Knüller" die überall herumlagen.

 Anschließend ging's endlich zum Sherlock Café gleich nebenan.



Wir haben unseren "Café au lait Maigret" und das Weizen im Rauchersalon getrunken und konnten uns gar nicht sattsehen an den vielen kleinen Details, die das Café Sherlock so einzigartig machen.




Neben dem Archiv und dem Sherlock Café sind in nächster Nähe noch ein Buchladen, ein Krimi-Antiquariat, welches erst vor einigen Monaten eröffnet hat und das Krimihotel mit verschiedenen Themenzimmern, von Sherlock Holmes über die ??? bis hin zu James Bond, wo auch regelmäßige Veranstaltungen stattfinden.





Vom 24.-28. August 2012 findet im Kriminalhaus anlässlich des 125. Jubiläum von Sherlock Holmes die SherloCON statt. Mehr Infos gibt's bei der SherloCON und im KrimiKiosk.


Sonntag, 15. Juli 2012

Janos Szekely - Verlockung

"Mein Leben begann wie in einem Kriminalschmöker: Man wollte mich ermorden."

Mit diesem Satz beginnt die Geschichte des  Bauernjungen Béla, der als unehelicher Sohn einer Wäscherin bei einer lieblosen Ziehmutter auf dem Land aufwächst, wo seine Träume von Armut, Hunger, Kälte und Grausamkeit erstickt werden. Er muss lernen sich durchzusetzen und zu kämpfen, um in dieser harten Welt zu bestehen und nicht unterzugehen. Erst im Jugendalter, mittlerweile sind die zwanziger Jahre angebrochen, bekommt er die Gelegenheit, bei seiner Mutter in Budapest zu leben und dort als Page in einem noblen Hotel zu arbeiten.
Doch der Traum vom großen Geld bleibt aus, und wieder muss Béla um sein Überleben kämpfen. Während er und seine Mutter kaum Geld für die Miete im Armutsviertel haben und jedes Stück Brot hart erspart werden muss, wird er bei seiner Arbeit im Hotel täglich mit Glanz, Festen und Verschwendung der Reichsten Ungarns konfrontiert. Als er sich in die schöne Dame von Zimmer 205 verliebt und in die Intrigen der rechten Parteien des Landes hineingezogen zu werden droht, muss er sich entscheiden zwischen Geld und Gewissen.

Die Kindheit Bélas erinnert an die eines Waisenkindes aus der Feder von Charles Dickens, und jagt einem Schauer über den Rücken, angesichts der Lebensverhältnisse der Kinder. Auch im weiteren Verlauf des Buches ist die immerwährende Armut der untersten Gesellschaftsschicht stets präsent. Dennoch liegt über der Lektüre des Buches keine durchgehend düstere Atmosphäre, dafür versprühen die Charaktere zuviel Hoffnung,  Lebensmut und Witz um mit ihrer Situation fertig zu werden und nicht zu verzweifeln.
Jede Figur im Buch, sei es auch nur eine Nebenfigur, ist einzigartig und facettenreich, jedes Wort auf den vielen Seiten scheint an genau der richtigen Stelle zu stehen, ohne dass die Sätze überladen oder überkonstruiert wirken, was das Lesen zu einem richtigen Erlebnis macht. Nicht eine langatmige Stelle gibt es und das, obwohl die Handlung eher langsam voranschreitet.
Das Buch hat mich nicht nur gefesselt, sondern förmlich eingesogen und ist eines der Besten, die ich in diesem Jahr bisher gelesen habe.

Dezső Kosztolányi - Ein Held seiner Zeit

Der erste Satz: "Die Hälfte meines Lebens war schon vorbei, als mir an einem windigen Frühlingstag Kornél Esti in den Sinn kam"

"Ich musste lächeln. Und stieg langsam aus." Das ist der letzte Satz des Helden, mit dem er sich vom Leser verabschiedet, der ihn in seinem turbulenten Leben über dreihundert phantastische Seiten begleiten durfte. Und auch ich musste lächeln, als ich das Buch zugeklappt habe, sehr froh darüber, über ein so außergewöhnliches Buch gestolpert zu sein.
Kornél Esti, "Ein Regenbogen in der kalten dunklen Nacht", wie Péter Esterházy ihn im Nachwort bezeichnet, geht mir nicht aus dem Kopf und - er fehlt mir.
Episodenhaft schildert der Autor, zu Beginn in der auktorialen, dann aus der Ich-Perspektive, das Leben des Kornél Esti, von seiner Kindheit bis zum späteren Erwachsenenleben.
Schon als Kind gilt er als aufsässig, stellt die bürgerlichen Normen und Werte in Frage, bis er sich aufmacht zu seiner lebenslangen Reise durch Europa.
Aus dem schüchternen Jüngling, der zum ersten Mal seinen Fuß auf italienischen Boden setzt, wird in den Kaffeehäusern der dreißiger Jahre ein Dichter, der dort auf wunderliche Menschen und skurrile Situationen trifft.
So kommt er durch eine unbekannte Tante zu großem Reichtum und von der Auffassung, ein reicher Dichter würde nicht ernstgenommen, getrieben ersinnt er sich Taktiken, das Geld möglichst unauffällig loszuwerden.
Er macht einen Ausflug in die "ehrliche Stadt", in der das Lügen verpöhnt ist. In der ein Bettler ein Schild mit der Aufschrift "Ich bin nicht blind. Die schwarze Brille trage ich nur sommers." trägt.
Ein Mann, der ihn vor dem Tod des Ertrinkens bewahrt hat, wird von Esti schließlich selbst in den Fluss gestoßen, als dieser ihm ein schlechtes Gedicht vorträgt.
Das sind nur drei der insgesamt achtzehn Episoden, während derer Esti, nachdenklich und humorvoll, schweigsam und extrovertiert aber immer als einzigartige Persönlichkeit und mit weit geöffneten Augen, seinen Weg durch die Welt geht.

Das Buch lässt sich in einem Zug durchlesen, trotzdem lohnt es sich, den ein oder anderen wunderbar formulierten Satz zweimal zu lesen und sich Zeit zu lassen für Kornél Estis Gedankenwelt.
Bestimmt einer der besten ungarischen Autoren, von denen ich gelesen habe.

Donnerstag, 12. Juli 2012

Mein geliebtes Rotznäschen....

Heute würde der chilenische Schriftsteller Pablo Neruda seinen 108. Geburtstag feiern. Seine Liebesbriefe an seine Jugendliebe Albertina Rosa sind unheimlich schön zu lesen und absolut empfehlenswert.

Dienstag, 10. Juli 2012

[Anleitung] Papier altern lassen

Es gibt einige Anleitungen dazu, wie man frisches weißes Papier am besten künstlich altern lassen kann. Die vier am häufigsten genannten Methoden waren die mit Kaffee, schwarzem Tee, Milch und Zitrone. Die Zitrone lasse ich heute mal weg, weil ich gerade keine da habe. Das Ganze kann man mit jeder Art von Papier machen, ich habe hierfür drei noch sehr weiße Buchseiten genommen.




Also los geht's. Kaffee und schwarzen Tee kochen und den Tee ein bisschen ziehen lassen. Etwas von dem Kaffee mit Kaffeesatz und den Tee jeweils in eine Schüssel gießen und das Blatt Papier hineinlegen. Ein bisschen im Kaffee herummatschen und den Teebeutel auf das Papier drücken und dann erstmal den restlichen Kaffee trinken der noch übrig ist.



Eine unregelmäßigere Bräunung bekommt das Papier, wenn man es in der Flüssigkeit zusammenknäult, diese sammelt sich dann nur in den tieferen Falten. Das mache ich aber heute nicht.
Nach ungefähr 5-10 min. die Blätter aus der Flüssigkeit herausnehmen. Hierbei hat der Tee schon gewonnen, da man von dem Kaffee-Blatt noch die ganzen Kaffeekrümel herunterbekommen muss. Das gibt aber nochmal eine nette braune Färbung an den Stellen, an denen man sie haben will.



In der Zwischenzeit habe ich mich mit dem Gedanken angefreundet, ein Blatt Papier, mit Milch aufgesogen, in den Backofen zu legen. Hier passiert aber leider nicht viel. Das Papier wellt sich ein bisschen und das war's.

Hier sind von links nach rechts die Blätter mit Kaffee, Tee und gebackener Milch. Mir gefällt mit Abstand die Tee-Bräunung am besten, das sieht schon sehr nach altem Buch aus!

Neue Lesezeichen im Shop

Diese drei Lesezeichen sind heute neu in meinem Dawanda Shop. Alle noch zu haben, schaut doch mal vorbei :)

*Musikalische Märchen* von Elise Polko

*Byrons Werke*

Hermann Sudermann *Frau Sorge*
Alles drei Lesezeichen sind aus den Buchrücken antiquarischer Ausgaben gefertigt und auf der Rückseite mit Stoffen bezogen. Wie immer habe ich hierfür nur Exemplare mit beschädigtem Text benutzt.

Freitag, 6. Juli 2012

Fundstück zum Internationalen Tag des Kusses

Buchhandtasche *Alice*

Ganz frisch ist diese Buchtasche aus dem Einband von *Alice im Wunderland*

[Anleitung] Buchecken falten


Zuerst ein aus einem schönen Papier ein Viereck ausschneiden. Ich nehme dazu als Vorlage einen normalen Notizzettel.
Die untere Kante auf die obere falten.
Die rechte und linke Ecke nach oben falten
und wieder entfalten.
Wie auf dem Bild den unteren Teil des entstandenen Vierecks nach unten falten.
Die linke und rechte Kante entlang der Falz wieder nach oben falten und in die entstandene Lasche stecken.



Entweder die Leseecke so lassen...

...oder die letzte Lasche einschieben für die Dreicksform. Fertig!


      Kleiner Tipp:









Wenn auf der Vorderseite der Leseecke ein bestimmtes Motiv zu sehen sein soll - wie hier die Eule - lohnt es sich, schnell eine Vorlage zu falten. Einfach aus einem Notizzettel eine Buchecke nach der Anleitung oben falten und die Vorderseite, die später im Buch zu sehen sein wird markieren.
Den Zettel wieder auseinanderfalten. Die markierte Ecke des Blattes ist die, auf der später das Motiv zu sehen sein wird. Die markierte Fläche ausschneiden und als Schablone für das Viereck nehmen.